WIE SICH MEINE YOGA PRAXIS MIT DER ZEIT VERÄNDERT HAT

Vor ca. 2 Wochen habe ich meine 4.-jährige Yoga Ausbildung beendet und nach diesen 4 intensiven Jahre stellte sich für mich die Frage, wie sich meine eigene Yoga-Praxis während der 4 Jahre verändert hat.

Ich habe die Zeit für mich reflektiert und meine Gedanken dazu aufgeschrieben.

Meine persönliche Praxis hat sich seit der Ausbildung grundlegend verändert

Vor der Ausbildung habe ich sehr viel āsana Praxis gemacht. Ich war 3-4mal die Woche im Studio. Meine Praxis war hauptsächlich „fortgeschritten, kraftvoll und dynamisch“. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich während meiner Praxis auspowern müsste, um wirklich Yoga gemacht zu haben.

Erst durch die Ausbildung ist mir bewusst geworden, dass die āsana Praxis nur ein kleiner Teil des gesamten Spektrums des Yoga-Weges ist.

Mittlerweile praktiziere ich weniger āsanas, diese dafür aber an meine aktuelle Situation angepasst. Ich spüre deutlich mehr in mich hinein, was mein Körper braucht und entscheide mich dann, ob es kraftvoll oder eher regenerativ sein soll. In der letzten Zeit zieht es mich als Ausgleich zu meinem hektischen Tag eher zu einer erdenden und beruhigenden Praxis. Aber auch wenn meine Praxis kraftvoll ist, ist sie jetzt immer achtsam ausgeführt.

Der Atem spielt in meiner Praxis eine zentrale Rolle

Ich verbinde meine Atmung noch mehr mit der Bewegung und genieße das langsame fließende mehr als das schweißtreibend anstrengende. Mittlerweile praktiziere ich wesentlich schonender. Ich gehe nicht mehr in alle Haltungen voll rein. Heute achte ich mehr auf die Öffnung des Körpers. Ich praktiziere es so, wie ich es auch unterrichte.

Inzwischen ist für mich Yoga nicht nur Praxis auf der Matte, sondern auch alles außerhalb der Matte. Es geht mir darum, die Dinge, die ich der Ausbildung, in den Büchern und durch meine eigene Praxis lerne, auch in den Alltag zu integrieren. Es ist leicht sich 90 Minuten auszupowern und den Rest der Zeit im Hamsterrad zu sein. Viel schwieriger ist es die Stille und den Frieden, den wir vielleicht nach der Stunde in śavasāna erfahren haben, in unseren Alltag zu tranferieren.

Ein wichtiger Bestandteil meiner Praxis sind mittlerweile die Stille und die Meditation

Wenn ich länger nicht meditiert habe, dann fehlt mir das tatsächlich mehr als die körperliche Bewegung. Mein Geist sehnt sich nach Ruhe und Stille. Und diese kann ich am ehesten in der Meditation finden.

Seitdem ich Yoga praktiziere und die Standhaltungen wirklich verstanden habe, bin ich viel geerdeter. Überall wo es sich anbietet, richte ich mich in meinem Stand auf. Das ist äußerlich sichtbar, aber es ist auch eine innere Ausrichtung. Ich fühle mich selbstsicher und standfest in meinem Leben.

Ich integriere eine tiefe und vollständige Atmung in meinen Alltag, die mich automatisch etwas ruhiger und entspannter werden lässt. Außerdem versuche ich jeden Tag achtsam zu sein, und frage mich am Abend, wie oft mir das gelungen ist.

Im Grunde versuche ich alles was ich im Alltag erlebe, voll und ganz zu leben. Die nicht so guten Tage genauso anzunehmen wie die super schönen. Ich genieße mehr und erlaube es mir auch.

All diese Komponenten machen für mich die heutige Praxis aus. Nicht nur 2x Mal die Woche 90 Minuten Yoga auf der Matte, sondern jeden kostbaren Moment bewusst und achtsam zu erleben.

WARUM WIR BESSER NICHTS ERWARTEN SOLLTEN

Die Sache mit den lieben Erwartungen – und warum wir definitiv glücklicher sind, wenn wir NICHTS erwarten.

Auch wenn wir meinen, dass wir nichts erwarten, sind wir doch eigentlich den ganzen Tag damit beschäftigt etwas zu erwarten. Es sind nicht immer die ganz großen und offensichtlichen Erwartungen, sondern auch die vielen kleinen versteckten Erwartungen im alltäglichen Leben.

Wir erwarten, dass unser Partner morgens gut gelaunt ist, dass die Kaffeemaschine funktioniert, dass unsere Kinder sich anziehen lassen und so geht es den ganzen Tag weiter. Wir erwarten bestimmte Reaktionen von Menschen und fühlen uns im Recht, weil wir es verdient haben. Außerdem erwarten wir, dass sich Menschen so verhalten, wie wir es für richtig halten. Und fallen aus allen Wolken, wenn sie es nicht tun.

Erwartungen führen zu Enttäuschungen

Wenn wir bestimmte Reaktionen oder Handlungen anderer Menschen erwarten, kann das zwangsläufig nur zu einer Enttäuschung führen. Wir Menschen sind zu unterschiedlich und jeder von uns hat ganz eigene Arten von Erwartungen an andere Menschen. Auch wenn uns die Erwartungen berechtigt und ganz offensichtlich erscheinen, heißt es noch lange nicht, dass es das für mein Gegenüber genauso gilt. Erwartungen beruhen immer auf ganz eigenen und persönlichen Erfahrungen. Das Ergebnis ist oft Frustration, Enttäuschung oder Konflikte, die die Beziehung unnötig belasten.

Erwartungen engen uns zu sehr ein

In meinem Fall hatte ich für mein großes Yoga Outdoor Opening das strahlende Wetter „erwartet“. Es war die gesamte Woche davor um die 30 Grad strahlender Sonnenschein und mein Bild von einem „perfekten“ Outdoor Start hat sich still und heimlich als ein festes Bild in meinem Kopf verfestigt.

Dass was ich Tage vor meinem Start vorgefunden habe, war eine miserable Wettervorhersage für diesen einen Tag auf den ich meine gesamte Aufmerksamkeit gelegt hatte. Auch am Tag der Veranstaltung hatte ich zumindest eine „klare“ Wettersituation erwartet. Wenn es regnet, fällt es aus, bei schönem Wetter geht es los. Ich muss dir nicht sagen, dass genau das nicht eingetroffen ist. Das Wetter hat munter stündlich von strahlender Sonnenschein bis hin zu heftigen Niederschlägen alles geboten.

Durch mein Bild von einem Opening bei 30 Grad hatte ich meinen Spielraum komplett eingegrenzt. Es ist klar, dass wir dieses eine Bild haben wollen und sind enttäuscht, wenn es nicht eintrifft.

Erwarte NICHTS. Aber schätze ALLES.

Weg mit den Erwartungen

Um wirklich frei und entspannt zu sein, müssen wir versuchen unsere Erwartungen loszuwerden. Und dass meine ich genauso für die kleinen Erwartungen im Alltag sowie für die großen offensichtlichen. Wer nichts erwartet, kann alles besser annehmen, was in diesem Moment da ist. Weil nichts fixiert ist, weil nichts in den Stein gemeißelt ist. Die Seite ist noch leer und kann neu bemalt werden.

Nachdem mein erster Tag wortwörtlich „ins Wasser fiel“, konnte ich mich für meinen zweiten Tag lockermachen und alles annehmen. Auch dieser Tag war vom Wetter nicht annähernd, dass was ich ursprünglich erwartet hatte aber das war mir nicht mehr wichtig. Ich war freier und konnte andere positive Dinge zulassen und wahrnehmen. Ich konnte ein ganz neues Bild entstehen lassen.

Erwartungen in Wünsche umwandeln

Zugegeben, das ist für den Anfang gar nicht so einfach, aber es lohnt sich immer wieder daran zu üben.

Mach dir bewusst, welche indirekten und unbewussten Erwartungen du an deine Mitmenschen und deinen Alltag stellst.

Vielleicht hilft es dir auch manche Erwartungen in Wünsche umzuformulieren.

  • Es wäre schön, wenn…
  • Ich würde mich freuen, wenn…
  • Ich wünsche mir, dass…

Wünsche sind etwas freier und man ist am Ende nicht so enttäuscht, wie wenn man etwas fest erwartet. Es darf auch anders werden als erwartet. Und wenn der Wunsch nicht eintrifft, bleibt lediglich der Gedanke von Schade, wäre schön gewesen, übrig.

Was sind deine Erfahrungen mit Erwartungen? Hinterlasse mir gerne ein Nachricht 🙂

 

8 DINGE DIE YOGA FÜR MICH VERÄNDERT HAT

Yoga findet nicht nur auf der Matte statt


Viele Menschen verbinden mit Yoga eine 90-minütige schweißtreibende Körperpraxis mit einer anschließenden Entspannungseinheit. Aber was mir zu Anfang auch nicht bewusst war ist, dass Yoga nicht nur auf meiner Yogamatte wirkt, sondern weit darüber hinaus mein  gesamtes Leben tiefgreifend verändert.

Wie viele andere, habe ich mit einer sehr körperlichen Praxis begonnen und mich über die positiven Vorteile, die das Yoga auf Geist und Körper bietet, gefreut.

Doch mit der Zeit habe ich gespürt, dass alles was ich auf der Yoga Matte „lerne“ auch immer mehr Einzug in mein Leben nimmt.

Schleichend stellten sich Veränderungen ein, die meinen gesamten Alltag positiv verändern.

 „Yoga verändert nicht einfach nur die Art und Weise, wie wir die Dinge sehen – es verändert die Person, die sie sieht.“

B.K.S. Iyengar

Ich möchte hier gerne mit dir 8 Dinge teilen, die ich mit der Zeit von der Yoga Matte auf mein Leben übertragen habe.

1. Atem

Mit meiner Yogapraxis habe ich das erstmal gelernt bewusst und tief zu atmen. Im normalen Alltagsgeschehen atmen wir in der Regel eher kurz und flach.

Dabei hat die Atmung einen wesentlichen Einfluss auf unser Nervensystem. Eine lange und tiefe Atmung beruhigt und hilft uns in einen entspannten Modus zu kommen. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf unseren Atem richten, dann beruhigen sich auch unsere Geistesaktivitäten. Wir werden entspannter und ausgeglichener.

Auch in vielen stressigen und aufreibenden Situationen außerhalb der Matte, konnte ich mich durch eine langsame und tiefe Atmung selbst wieder beruhigen.

2. Herz öffnen

Das zu Herz zu öffnen, bedeutet für mich sowohl eine körperliche als auch eine geistige Haltung. In der körperlichen Ausrichtung habe ich gelernt meine Schultern weit nach hinten zu ziehen und mir so mehr Raum und Weite für mein Herz zu schenken. Tiefe Rückbeugen erlauben mir, mich von den Fesseln des Alltags (falsche Haltungsgewohnheiten) zu befreien.

Es ist aber viel mehr als nur die Haltung. Es ist eine Einstellung zum Leben, zu den Menschen und zu mir selbst. Mit der offenen Haltung, bin ich bereit mich auf das Leben einzulassen, das Leben hereinzulassen, mit all seinen vielfältigen Aspekten. Ich öffne mich bereitwillig für alles was kommt.

3. Nicht vergleichen

Jeder weiß, dass Vergleiche mit anderen Menschen oft frustrieren und uns auf lange Sicht unglücklich machen. Dennoch ertappe ich mich hin und wieder dabei, mal nach links und rechts von meiner Matte  zu schauen. Kurze Zeit später laufen die Gedanken auf Hochtouren.

Wir neigen dazu, immer nur die Schokoladenseiten der anderen und unsere eigenen Baustellen zu sehen.

Ich habe für mich herausgefunden, dass im Yoga jeder seine Lieblingsasanas hat und eben auch seine Herausforderungen. Keiner kann alles perfekt. Diese Perspektive aus dem Yoga habe ich auf mein Leben übertragen. Es hilft mir, mich nicht zu vergleichen, sondern bei mir und meiner eigenen Entwicklung zu bleiben. Denn das ist das einzige was zählt.

4. Gedanken hören

Durch eine achtsame Yogapraxis habe ich mit der Zeit gelernt meine Gedanken bewusster wahrzunehmen. Ich wurde von meinen Lehrern regelmäßig darauf hingewiesen, die Gedanken nur zu beobachten und sie dann weiter ziehen zu lassen.

Durch dieses achtsame beobachten, entwickelte ich einen inneren „Zuhörer“ der aber nicht in dieses Gedankenkarussell involviert ist. Dieser Zuhörer hilft mir die Gedanken und Emotionen wahrzunehmen ohne gleich auf sie reagieren zu müssen. Und ich entdecke nicht heilsame Gedankenmuster, die ich mit der Zeit auch außerhalb der Matte beobachten kann. Nur wenn ich diese Gedanken wahrnehme, kann ich mir die Wurzeln anschauen und langfristig transformieren.

5. Mitgefühl und Wohlwollen

Yoga hat mir geholfen, meine Fähigkeit zu mehr Mitgefühl und Wohlwollen mir selbst gegenüber zu entwickeln. Ich denke da immer an meine Erfahrung mit der Baumhaltung und sämtlichen anderen Balance Übungen, die mir lange Zeit nicht gelingen wollten.

Durch das Yoga habe ich gelernt, den Moment mit einem wohlwollenden Lächeln anzunehmen. Am Ende jeder Stunde schenke ich mir selbst einen weichen wohlwollenden Blick.

Mit der Zeit konnte ich es auch außerhalb der Matte anwenden, wenn mit etwas nicht zu gelingen schien. Natürlich hilft diese Übung auch das Mitgefühl und Wohlwollen anderen Mitmenschen gegenüber zu entwickeln.

6. Staunen

In meinen Yoga Stunden ertappe ich mich regelmäßig dabei, wie ich über die Fähigkeiten meines Körpers erstaunt bin. Oft glaube ich nicht, dass ich etwas schaffe oder durchhalte. Aber oft versetzt mich mein Körper ins tiefe staunen, was er doch alles bereit ist zu leisten. Auch außerhalb der Matte kann unser Körper und Geist in bestimmten Situationen „Wunder“ vollbringen. Ich versuche mir dieses Staunen über die kleinen und großen Wunder des Lebens zu bewahren. Nichts ist selbstverständlich und alles kann geschehen, wenn wir es nur zulassen.

7. Genügsamkeit

Genügsamkeit ist ein weiterer Aspekt, den ich in meiner Yoga Praxis gelernt habe. Früher wollte ich immer weiter, tiefer, anspruchsvoller. Für mich war es wichtig, mich in irgendeiner Weise immer weiter zu entwickeln. Entwicklung ist ja an sich nicht schlecht aber nicht um jeden Preis.

Ich habe für mich festgestellt, dass es genügt in der Übung einfach nur zu verweilen und zu entspannen. Nicht kämpfen, sondern nur innezuhalten und loszulassen. Das alleine reicht mir für eine gute Yogastunde. Und meistens kommt dann auch der nächste Entwicklungsschritt, der mich wiederum ins Staunen versetzt.

8. Selbstwert

Das Thema Selbstwert kreist regelmäßig in meinen Yogastunden aber auch in meiner Arbeit als Yogalehrer um mich herum. „Ich bin nicht genug“, „Alle anderen sind besser“ usw. waren und sind oft noch meine ständigen Begleiter.

Aber mit der Zeit lernt man im Yoga, dass es nicht darum geht etwas zu werden oder irgendwohin zu kommen, sondern mit dem zu arbeiten was wir sind. Wir sind in unserer Version, wie wir sind einmalig, einzigartig und perfekt. Aber wir können immer daran arbeiten, die beste Version von uns zu sein.

Das was wir auf unserer Matte regelmäßig üben ist ein sicheres und geschütztes Übungsfeld im Kleinen. Wenn wir auf der Matte regelmäßig praktizieren, lernen wir auch außerhalb der Matte mit den größeren „Einschlägen“ des Lebens umzugehen.